Ein Hund aus dem Ausland. Was füttern?

Tierärztin Monika Bethke
9. Februar 2024 durch
Ein Hund aus dem Ausland. Was füttern?
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Lass Dir bloß nicht erzählen, dass es egal ist, was Du fütterst. 

Denn Du bist diejenige, die mit akuten oder späteren Magen-Darm-Problemen deines Hundes klarkommen muss. 

Schließlich sind Magen-Darm-Probleme einer der häufigsten Vorstellungsgründe in der Tierarztpraxis. 

Und bis zu 20 % der Hunde sind mittlerweile chronisch Magen-Darm-krank. Tendenz steigend.




Ein Häufchen Elend oder der Big-Boss?


Jeder Hund ist anders. Sowieso. Okay, das ist logisch.

Ja, ist es wirklich logisch, dass in einem Wurf Welpen jeder anders ist? 

Klaro, denn jeder Welpe sucht Zuneigung, Milch, Ruhe und Spielen. Aber jeder bewerkstelligt es etwas anders, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Die einen sind eben mehr die Draufgänger, die anderen die Devoten. Und dann gibt es noch die charmanten, die Clowns und die Fürsorglichen. Bestimmt fallen Dir noch mehr Hundetypen ein. Du kannst gerne unten kommentieren.

Auf jeden Fall ist der Hundetyp das eine, und das, was Dein Hund erlebt hat, das andere.

Hunde aus dem Ausland haben ihre eigene, meist unbekannte Geschichte.

Vielleicht mussten sie mutig werden, obwohl sie eigentlich scheu waren. Oder sie bekamen Angst vor dem Menschen, obwohl sie eigentlich ein freundlicher Typ waren. 

Das bedeutet für uns, dass wir ein wahres Überraschungspaket adoptieren.




Wie kann Dein Hund sich am besten eingewöhnen?


Kaum ist Dein Hund angekommen, hat er ein neues Zuhause mit neuen Bezugspersonen. Er lernt neue Gerüche und neue Geräusche kennen. Der Tag bekommt einen neuen Rhythmus. 

Euer Hund ist nicht mehr im Zwinger. Das bedeutet, dass er lernen muss, sauber zu sein. Zum Glück ist er das ja instinktiv und deshalb müssen wir ihm nur ausreichend Möglichkeiten zur Entleerung geben. 

Brauchen wir gleich eine Hundeschule?

Ja und nein. Euer Hund braucht keine. Er lernt die Menschensprache schnell. Aber Ihr … seid vielleicht Hundesprachen-Anfänger und das macht die Sache für euch als Team schwieriger. 

Wartet nicht, bis es Probleme gibt. Wartet nicht, ob eure Erwartungen erfüllt werden oder nicht. Notiert gerne einmal Eure Erwartungen. Etwas Klarheit darüber kann nicht schaden. Später schaut ihr dann nach, was ihr notiert habt. Wahrscheinlich kommt es nämlich ganz anders. 

Ihr hattet euch gar keine Gedanken darüber gemacht, dass euer Hund nicht von alleine in seinem Körbchen bleibt. 

Ihr hattet nicht überlegt, wie ihr ihn davon abbringen könnt, euch überallhin zu folgen.

Und wenn ihr telefoniert oder kocht, quietscht euer Hund vielleicht herum, anstatt ruhig zu schlafen. 

Ihr hattet auch nicht damit gerechnet, dass er immer im Weg liegt.

Oder dass er immer auf den Schoss will.

Dass er den Briefträger nicht mag, wundert euch nicht. 

Aber dass eure Freunde auch nicht automatisch seine Freunde sind, darüber habt ihr vielleicht nicht nachgedacht.

ODER?


Also bleibt nur von Beginn auf einige Regeln aufzustellen.


Zum Beispiel wird die Küche und ein anderer Bereich eurer Wahl eine Tabuzone für Euren Hund.



Zum Beispiel geht ihr nur raus, wenn euer Hund ruhig ist.


Geht ihr raus, wenn euer Hund an der Tür kratzt oder an der Leine kaut, könnte es sein, dass ihr dieses Verhalten verstärkt, wenn ihr dann seinem Wunsch folgt.


Seinem Wunsch folgen …

Es kann hilfreich sein, sich immer wieder mal zu fragen: „Was will er?“ Und nur, wenn ihr das auch wollt, hilft es, das Verhalten zu verstärken.


Zum Beispiel gibt es nur Futter, wenn Fütterungszeit ist.


Lies doch dazu meinen Blogartikel:


Ist 1x tägliche Fütterung gesünder?




Hilft Deinem Hund ein gutes Futter?


Ganz wichtig ist herauszufinden, was Dein Hund vorher gefressen hat. Viele Hunde im Ausland bekommen nämlich kein hochwertiges Futter. Wie denn auch? Es gibt schließlich jede Menge Hunde im Tierschutz, die versorgt werden wollen. 

Also bekommen die Hunde oft eingeweichtes Brot in Milch oder Nudeln. Es kann auch ein Trockenfutter auf der Basis von Mais oder Reis sein. 

Das ist so wichtig zu wissen, weil Du die Futterzusammensetzung erst mal beibehalten solltest. 

Wenn Du die Futterzusammensetzung erst einmal lässt, wie sie war, kommt Dein Hund mit der Eingewöhnung besser klar. 

Natürlich willst Du Deinem Hund nur das Beste geben. 

Aber wenn er es nicht verdauen kann, weil er nur selten frisches Fleisch in der Ration hatte, tust Du ihm damit erst einmal keinen Gefallen.


Siehe auch folgendes Video:




Ein plötzlicher Futterwechsel kann zu Problemen mit der Verdauung führen.

Denn ein Futterwechsel sollte nicht durchgeführt werden, wenn Dein Hund gleichzeitig frisch entwurmt und geimpft wurde und noch dazu den Stress vom Transport und der Eingewöhnung hat. 


Durchfall und Erbrechen machen nämlich noch mehr Stress. Für Deinen Hund und für Dich.

Ist es schon zu spät, lies folgenden Artikel:


Schonkost für Deinen Hund.


Der Futterwechsel sollte ganz langsam erfolgen. 

Gib Deinem Hund nach der Eingewöhnung einmal in der Woche einen frischen, fleischigen Knochen, der soooo groß ist, dass er ihn unmöglich verschlucken kann. Dadurch wird er sich an die Verdauung von Fleisch gewöhnen. 

Und wenn er dass gut verträgt, kannst Du die Ration mit einem Fleischanteil aufpeppen. 

Hab wirklich Geduld. 

Es wird sich auszahlen.

Verträgt Dein Hund etwas Fleisch, kannst Du immer mehr steigern.


Du kannst aber nicht davon ausgehen, dass alle Hunde grundsätzlich rohes oder gekochtes Fleisch vertragen. Auch teure Dosen mit einem hohen Fleischanteil werden nicht immer direkt vertragen. Es ist eine Gewöhnung nötig. 



Check Up beim Tierarzt


Was macht der Tierarzt mit einem jungen Hund aus dem Ausland? 

Er schaut ihm ins Maul und in die Ohren. Sind alle Zähne da? 

Gibt es Missbildungen? 

Sind die Ohren sauber oder müssen sie regelmäßig gereinigt werden. 

Wie fühlt sich der Bauch an? Ist er prall gefüllt und angespannt wie von Würmern? Oder weich und locker wie bei einem gesunden Hund? 

Würmer kann Dein Tierarzt über eine Kotuntersuchung nachweisen. Allerdings ist diese manchmal auch negativ, obwohl Würmer vorhanden sind.

Möchtest Du also keine Würmer von Deinem Hund, ist eine Wurmkur als Tablette eine gute Überlegung.


Lies dazu meinen Blog-Artikel:


Wie oft entwurmen?


Dein Tierarzt kann Deinen Hund abtasten.

Gibt es schmerzempfindliche Stellen am Hundekörper? 

Dein Tierarzt kann Deinen Hund abhören.

Wie hören sich das Herz und die Lunge an? Ist damit alles in Ordnung?

Ist Dein Hund dick oder dünn? Wenn Du es nicht weißt, kann es Dir Dein Tierarzt sagen. 

Je nach Alter wird Dein Tierarzt eine Blutuntersuchung vorschlagen. Das ist ein guter Vorschlag, denn nur dann hast Du Vergleichswerte, wenn später etwas nicht stimmt. Und wenn Ihr schon Blut abnehmt, dann könnt Ihr auch noch die sogenannten Reisekrankheiten abklären. Schließlich möchtest Du es wissen, ob Dein Hund eine Reisekrankheit mitgebracht hat oder nicht.




Damit kannst Du Deinem Hund wirklich helfen!


Nun mein heißer Tipp: „Mache eine Kotflorauntersuchung einmal im Jahr“. Dein Tierarzt kann Dir dazu vielleicht keine Auskunft geben. Das macht aber nichts. Wenn Dein Tierarzt damit keine Erfahrung hat, kannst Du mit einem Beraterlabor zusammenarbeiten. Das Labor untersucht die Kotprobe auf die Menge an guten und unerwünschten Bakterien im Enddarm. Daraus kann man jede Menge Schlüsse ziehen. Zum Beispiel diesen, dass die Darmflora aufgebaut werden sollte, wenn die Zusammensetzung nicht stimmt. Denn leider verbessert sie sich in der Regel nicht von alleine. Und wenn die Zusammensetzung nicht stimmt, ist die Darmflora nicht stark genug, um krankmachende Durchfallerreger abzuwehren. 


Mehr erfährst Du hier:


Darmsanierung beim Hund




Vergiss Deine Erwartungen.


Habe ich schon erwähnt, dass Dein Hund vielleicht nicht Deinen Erwartungen entsprechen wird?

Das kann passieren. Passiert sogar oft.

Natürlich liebst Du ihn trotzdem.

Aber Dein ganzes Leben wird sich verändern.

Vielleicht, weil Dein Hund mehr Pflege braucht, als Du dachtest.

Vielleicht braucht Dein Hund mehr Erziehung, als Du dachtest.

Vielleicht ist gesunde Fütterung teurer als Du dachtest.

Vielleicht haben Deine Freunde weniger Verständnis für Deinen Hund, als Du dachtest.



Fazit


Jeder Hund ist ein toller Hund. 

Und jeder Hund ist anders.

Jeder Hund braucht seine Zeit, um hier anzukommen. Gib sie ihm.

Ein Hund braucht viele Streicheleinheiten, ein anderer mehr Abstand.

Ein Hund wird schnell dick, ein anderer gar nicht.

Ein Hund liegt ständig im Weg, ein anderer versteckt sich.

Ein Hund verträgt Fleisch, ein anderer erst mal gar nicht.


Wenn Du Deinen Hund langsam an Fleisch gewöhnen willst, lies folgenden Artikel:


Hilfe, mein Hund verträgt kein Fleisch. Warum Fleisch trotzdem wichtig ist.



Auf jeden Fall aber viel Freude mit Deinem Hund und eine tolle Zeit!


Deine Tierärztin Monika Bethke



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