Tierärztin Monika Bethke
22.11.2023
Bei Durchfall oder Erbrechen wird gerne etwas anderes als sonst gefüttert. Und wenn es wieder besser geht, kehrt man zum alten Futter zurück.
Finde heraus, ob das alte Futter den Darm gereizt hat und steige auf eine fleischbasierte Schonkost um. Danach ist es wichtig, nur ganz langsam das Futterangebot zu erweitern.
Bei Rückfällen kann Dein Hund nichts dafür. Wenn er bestimmtes Futter nicht verträgt, ist das Futter eben zu dem Zeitpunkt für ihn ungeeignet. Später, wenn der Darm aufgebaut ist, kann Dein Hund wieder mehr vertragen.
Wenn der Darm rechtzeitig eine Ruhepause bekommt, wird der Durchfall nicht so schlimm.
Genauso ist es. Wenn der Darm Ruhe braucht, ist er von etwas gereizt. Wenn wir herausfinden, was es ist, können wir es weglassen und die Genesung könnte von alleine beginnen.
Leider ist es bei der Vielzahl an Futtermittelinhaltsstoffen nicht immer einfach, den Störenfried herauszufinden. Er muss auch nicht zwingend im Hauptfutter stecken. Es können auch unverträgliche Leckereien sein.
Es kann auch ein Reiz auf der psychischen Ebene sein, der zu Stress bei Deinem Hund führt. Und Stress kann zu Magen-Darm-Problemen führen.
Können auch Medikamente der Auslöser sein? Und was ist, wenn man diese nicht einfach weglassen kann?
Also kurz gesagt, umso schneller man den auslösenden Reiz findet und abstellt, umso schneller regeneriert der Darm.
Was tun, wenn man ihn nicht findet?
Dann kannst Du dem Darm helfen, indem Du die Symptome behandelst.
Dadurch gewinnst Du Zeit, um die wirklichen Ursachen zu finden.
War es nur ein altes Brötchen, das jemand achtlos in den Busch geworfen hat?
Dann reichen ein paar Tage Schonkost wahrscheinlich.
Wie Du für Ruhe sorgen kannst, ohne Deinen Hund fasten zu lassen.
Fasten lassen ist so ein Ammenmärchen. „Wenn Du Deinen Hund fasten lässt, kann sich der Darm wieder erholen.“, sagt man. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass der auslösende Faktor wegfällt und der Darm etwas Ruhe bekommt.
Im Idealfall freuen sich die guten Mikroben, dass sie etwas Ruhe haben und stärken sich dadurch. Es kann aber auch passieren, dass die guten Bakterien absterben, weil ihnen das Futter fehlt.
Und wer vermehrt sich dann, wenn wieder Futter kommt? Vielleicht die unerwünschten Bakterien, die für den Durchfall verantwortlich waren und die guten schon verdrängt hatten.
Vielleicht hatte der Durchfall aber auch andere Gründe.
Auf jeden Fall braucht der Darm jetzt Nährstoffe, um die Schleimhäute wieder aufzubauen. Diese gibst Du in einer leicht verdaulichen und nicht reizenden Form. Dann kann sich die Darmschleimhaut wieder aufbauen und so für ein gutes Milieu für die erwünschten Darmbakterien sorgen.
Am besten geeignet sind dafür lange gekochte Suppen. Du kennst vielleicht schon die Moro´sche Karottensuppe. Genauso gut geeignet sind Kraftbrühen aus Knochen oder Fleisch.
Ruhephasen ermöglichen es der Darmflora, sich besser aufzustellen.
Dein Hund sucht ständig nach Leckereien?
Du belohnst ständig mit Leckereien?
Das kann auch ein Grund für Darmprobleme sein.
Natürlich ist es schön, wenn der eigene Hund auf Leckerlis anspricht und alles dafür tut.
Ich finde auch, dass Leckerlis ein großartiger Verstärker sind.
Mein Tipp ist folgender:
Benutze Leckerlis in der Anfangsphase, um Deinen Hund gut an Dich zu binden. Junge Welpen trinken öfters Milch. Der Magen kommt mit häufigen kleinen Mahlzeiten gut zurecht.
Wenn Dein Hund älter wird, ersetze die Leckerlie durch Spiel, Spaß und Spannung oder Streicheleinheiten.
Die Bindung, die durch Spiel, Spaß und Spannung aufgebaut wird, kann sogar noch tiefer werden als durch Leckerlis.
Denn dadurch wirst Du unersetzbar. Quasi einzigartig für Deinen Hund.
Leckerlis kann jeder geben. Du hast bestimmt auch schon erlebt, dass es Hunde gibt, die auch fremden Menschen hinterherlaufen, nur weil diese gut riechende Lekerlis in der Tasche haben.
Das möchten wir aber nicht.
Lasse reizende Futtermittel weg und gebe aufbauende Futtermittel.
In dieser Zeit der Suppen verwenden wir keine darmreizenden Lebensmittel. Dadurch kann sich die Darmschleimhaut erholen.
Und nur dann, wenn die Schleimhaut keine Entzündung und keine „Löcher“ mehr aufweist, nur dann fühlen sich die guten Darmbakterien dort wohl.
Wir wollen gern, dass die guten Darmbakterien stark sind und sich vermehren. Dazu brauchen die guten Darmbakterien eben Ruhe.
Vorher nützt es auch nicht viel, lebende Bakterien zu geben. Sie werden sich nicht ansiedeln, wenn der Darm leicht entzündet ist.
Und natürlich brauchen die Darmbakterien Futter. Deshalb ist ja Fasten keine gute Idee.
Wölfe fasten doch auch regelmäßig, meinst Du. Ja, das stimmt. Davor haben sie sich aber so vollgefressen, dass der Darm ein paar Tage Arbeit mit dem Futter hat.
Diese Futtermittel und Futterergänzungen können den Darm beruhigen.
Welche Lebensmittel sollen nicht in die Suppen:
Reis, Nudeln, Mais, Brot, Kartoffeln, Erbsen und Hülsenfrüchte, Kohlgemüse.
Diese Lebensmittel können in die Suppen:
Fleisch, fettes Fleisch, Fisch, Knochen, Möhren und Fenchel.
Wichtig. Die Knochen werden vor dem Verfüttern wieder herausgenommen.
Käse, Sahne, Kokosfett, Rinderfett, Lachsöl, Schmalz, Ghee und Butter können nach dem Kochen dazu gegeben werden.
Natürlich kann man heutzutage Knochenbrühe in Gläsern oder Dosen kaufen. Es gibt auch Konzentrate und Pulver.
Suche Dir aus, was Euch am besten gefällt.
Ich finde es schön, selber zu kochen:
Du gibst ein ganzes Suppenhuhn in einen großen Topf mit dem geschnittenen Gemüse und etwas natürlichem Salz. Die ganze Suppe kochst Du circa 3 Stunden mit Deckel. Ich benutze einen Dampfkochtopf und lasse ihn eine Stunde laufen. Hier kann nichts überkochen oder anbrennen.
Danach lässt Du die Suppe nur abkühlen und kannst sie mit etwas tierischen Fetten noch geschmacklich für Deinen Hund aufpeppen. Allerdings nur, wenn Dein Hund Fett verträgt und keine Probleme mit der Bauchspeicheldrüse hat.
Gib neue Futtermittel nur nach und nach dazu.
Nun folgt die Phase der Beobachtung:
Dein Hund verträgt die Suppen gut und möchte immer mehr davon.
Dein Hund kann seinen Kot wieder einhalten, aber der Kot ist nicht geformt.
Dein Hund macht einen Bilderbuchhaufen, nimmt aber ab.
Dein Hund hat weiterhin Durchfall.
Das Erbrechen hat aufgehört, aber der Durchfall stoppt nicht.
Der Kot ist zu dunkel.
Der Kot ist zu gelb.
Dein Hund frisst die Suppen nicht.
Du möchtest wieder zurück zum Fertigfutter.
Habe Geduld.
Ein Darm in der Heilungsphase braucht Zeit.
Natürlich brauchst Du Zusätze und Pulver, wenn der Kot nicht fest wird.
Hausmittel kannst Du in folgendem Artikel nachlesen:
Bauchschmerzen beim Hund - Bauchgluckern und Bauchgrummeln
FAZIT
Hüttenkäse mit Reis und Pferd mit Kartoffeln sind nicht meine Empfehlungen für Schonkost. Es gibt keinen Grund, Deinem Hund kein Fleisch zu geben. Das Fleisch sollte eben nur gut und lange gekocht sein und frei sein von nicht deklarierten Zusatzprodukten.
Dann kann es Deinen Hund und seine Organe nähren und aufbauen.
Hund Schonkost - Wenn der Darm Ruhe braucht.