https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34514619/
Analysis of the gut microbiome in dogs and cats
In dieser oben genannten Studie gibt es viele hilfreiche Ansätze, wie wir in Zukunft das Darmmikrobiom unserer Hunde und Katzen untersuchen können.
Wir lernen viel über die guten Darmbakterien und wie sie sich vermindern, bevor unerwünschte Erreger die Überhand gewinnen können.
Wir lernen, dass wir das Mikrobiom mit Tryptophan, kurzkettigen Fettsäuren und einer mikrobiomfreundlichen Fütterung stärken können.
Schauen wir uns das Tryptophan einmal genauer an.
Try and Error: Kann ein Versuch weiterhelfen?
Hat Dein Hund eine gestörte Darmflora und immer wiederkehrende Durchfälle? Dann hast Du bestimmt schon einiges ausprobiert.
Ob das Tryptophan für Euch die Lösung ist, kann ich nicht sagen.
Es gibt auf jeden Fall Hinweise aus dieser Studie, dass Tryptophan bei einer experimentell herbeigeführten Kolitis gegen die Entzündung wirken kann.
Die Stoffwechselprodukt des Tryptophans spielen nämlich eine wichtige Rolle bei der Immunregulierung (T-Zell-Reaktion) im Darm.
Folgende weitere Wirkungen werden beschrieben:
- Entzündungshemmung (Verringerung der IL-8-Expression),
- Schleimhautschutz der Darmzellen (Aktivierung der Expression von Muzin-Genen) und
- Stärkung der Darmbarriere (Resistenz der Tight-junctions)
Was genau ist Tryptophan?
Tryptophan ist eine Aminosäure, die der Körper nicht selbst herstellen kann.
Zum Glück ist im normalen Hundefutter in der Regel genug Tryptophan enthalten, sodass kein Mangel entsteht. Tryptophan ist hitzebeständig und wird nicht durch die Futterherstellung zerstört.
Fleischsorten wie Lamm, Schwein, Ente und Gans sind besonders reich an Tryptophan. Mais ist ein Gegenspieler und sollte im Hundefutter gemieden werden.
Probleme kann es bei der Aufnahme und Umwandlung von Tryptophan geben.
Wenn Dein Hund einen hohen Stresslevel hat oder unter einer Cortisontherapie steht, kann dies die Synthese hemmen.
Das Tryptophan wird nämlich mithilfe von Enzymen und Darmbakterien oder Hefen in seine nützlichen Stoffwechselprodukte zerlegt.
Und da kann es durchaus schon zu Problemen kommen.
Wenn die Verdauung schwach ist und wenig Enzyme bildet oder wenn die Darmflora gestört ist und zu wenig gute Bakterien vorhanden sind.
Auch weiß man, dass ein Mangel an Magnesium oder Vitamin B3 oder B6 die Aufnahme hemmen kann.
Und es ist aus der Humanmedizin bekannt, dass eine Fructosemalabsorption die Synthese hemmen kann.
Also kann man sagen, dass Darmerkrankungen generell die Aufnahme von Tryptophan reduzieren.
Hilft also die reine Ergänzung nicht?
In der Regel steigt die Wirkung bei einer schlauen Kombination einiger Wirkstoffe stärker.
Einzelne Nahrungsergänzungen führen nur selten zum Erfolg.
Da, wie gesagt, Tryptophan in unserem Hundefutter enthalten ist, sollte man vor allem die anderen Störfaktoren beseitigen:
- Weniger Stress,
- eine schwache Verdauung stärken,
- Darmentzündungen behandeln,
- Mängel in der Fütterung ausgleichen,
- Darmschleimhaut aufbauen.
Möchtest Du Deinem Hund trotzdem Tryptophan verabreichen, gibt es zahlreiche Präparate auf dem Markt. Die meisten sind auf Molkenbasis und die Dosierung ist angegeben. Sie werden gut vertragen und sind nicht allzu teuer.
Du kannst es gerne probieren.
Bisher sind mir keine Fälle von Überdosierungen bei Hunden bekannt und Probleme beim Menschen gab es wohl nur bei verunreinigten Mitteln aus unseriösen Quellen.
Du kannst aber noch mehr tun!
Um die Darmflora Deines Hundes aufzubauen, kannst Du folgende Schritte kombinieren:
- Kot eindicken
- Parasiten kontrollieren
- Schleimhaut schützen
- Schwer verdauliche Futterbestandteile weglassen
- Reizende Futterbestandteile weglassen
- Verdauung stärken
- Ballaststoffe regulieren
- Darmbakterien stärken
Mehr steht in folgendem Artikel:
Schonkost für Magen-Darm-kranke Hunde
Weitere wichtige Stoffwechselprodukte der Darmbakterien:
Die guten Darmbakterien wandeln Ballaststoffe oder resistent Stärke wie zum Beispiel Inulin in kurzkettige Fettsäuren um. Die bekannteste Fettsäure ist das Butyrat.
Kurzkettige Fettsäuren sollen folgende gute Eigenschaften haben:
- Energielieferanten für die Darmschleimhautzellen
- Stärkung der Darmbarriere
- Entzündungshemmung
- Beeinflussung der Gehirnaktivität
- Beeinflussung des Zuckerhaushaltes
- Beeinflussung des Immunsystems
- Regulation von Appetit und Sättigung
Ein weiteres Stoffwechselprodukt der guten Darmbakterien sind die sekundären Gallensäuren. Die Galle gibt die primären Gallensäuren zur Fettverdauung in den Darm ab. Überschüssige primäre Gallensäuren werden bei fettarmer Kost von den Darmbakterien in sekundäre Gallensäuren umgewandelt und über das Blut zurück zur Leber transportiert. Sind die Gallensäuren zu viele oder die Darmbakterien zu wenige, werden die primären Gallensäuren nicht umgewandelt und können die Darmschleimhaut stark reizen.
Überlasse es nicht dem Zufall.
Verliere keine Zeit durch Ausprobieren, sondern schaue genau hin, was Deinem Hund fehlt.
Vielleicht reicht eine Kotflorauntersuchung nicht aus.
Du kannst das Blut zusätzlich untersuchen lassen. Lasse die Blutwerte auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, einen Morbus Addison oder eine Schilddrüsenunterfunktion untersuchen.
Zusätzlich wichtige Blutwerte sind die Folsäure, das Vitamin B12 und der CRP-Wert.
Wenn Dein Hund vollständig untersucht ist, gibt es immer Diagnosen, die Du ausschließen kannst und dadurch am Ende auch die Diagnose der Erkrankung, die Dein Hund hat.
Fazit
Ohne Diagnose keine Therapie.
Ausprobieren verliert Zeit.
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Kann ich mit Tryptophan den Darm meines Hundes aufbauen?