Darmflora beim Hund aufbauen. Wann brauche ich eine Analyse?

Tierärztin Monika Bethke
24. Mai 2024 durch
Darmflora beim Hund aufbauen. Wann brauche ich eine Analyse?
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Tierärztin Monika Bethke

06.05.2024


Eine Darmsanierung beim Hund scheint nicht schwierig zu sein. Man kauft ein paar empfohlene Mittel, gibt sie seinem Hund und erwartet besser keine Wirkung. 


Bei Hunden, die rein vorbeugend eine derartige Kur machen, kann man auch keine Veränderung feststellen. Es sei denn, man hat vorher eine Kotflora-Analyse in Auftrag gegeben.


Bei Hunden mit Problemen möchte man eine Wirkung sehen. Leider ist das oft nicht der Fall oder es kommt sogar zu einer Verschlechterung.


Warum das so ist und wann eine Kotflora-Analyse sinnvoll ist, kannst Du hier nachlesen.



Warum ist eine Analyse der Darmflora wichtig?


Wenn die Darmflora deines Hundes genügend gute Bakterien enthält und sich keine unerwünschten Bakterien, Hefen, Einzeller oder Parasiten ausgebreitet haben, funktionieren die Verdauung und die Abwehrkräfte deines Hundes gut.


Umgekehrt haben nicht alle gesunden Hunde eine starke Darmflora.


Durch Stress, Fütterungsmängel oder Medikamente kann sich die Darmflora verändern, lange bevor die ersten Symptome in Form von Durchfall auftreten. 


Mit der Darmflora-Analyse kannst Du genau sehen, wie gut die Darmflora deines Hundes ist. 


Wenn sie nicht gut ist, kannst Du sie verbessern.


Wenn Du die Zusammensetzung der Darmflora nicht kennst, ist es viel schwieriger, sie zu verbessern.




Was kannst du selbst tun?


Entscheidend für das Wohlfühlklima der Darmbakterien sind die Fütterung und die Rangordnung bzw. der Stresslevel deines Hundes.


Fühlt sich dein Hund wohl in seiner Haut und in seinem Rudel, ist das gut für seine Darmflora.


Bekommt Dein Hund natürliches und artgerechtes Futter, ist das gut für seine Darmflora.


Wenn Du die Zusammensetzung der Darmflora nicht kennst, kannst Du trotzdem für Ruhe im Darm sorgen, indem Du folgende Faktoren beachtest:


  • keine darmreizenden Futtermittel
  • leicht verdauliches Futter
  • gute Qualität der Futtermittel
  • frisches Futter
  • hoher Fleischanteil
  • Innereien, wenn verträglich
  • wenig bis keine Kohlenhydrate
  • ausreichend tierische Fette
  • nicht zu viele Ballaststoffe



Was kann eine Darmflora-Analyse leisten?


Eine Darmflora-Analyse kann mehr als ein Durchfall-Screening. Es sollte jedoch kein Durchfall zur Darmflora-Analyse eingeschickt werden.


Bei akutem Durchfall und beim Durchfall-Screening wird nach akuten Krankheitserregern gesucht. Das hat wenig mit der Darmflora zu tun.


Bei einer Darmflora-Analyse kann man folgende Parameter untersuchen:


  1. Man schaut, ob genügend gute Bakterien vorhanden sind. Wenn nicht, kann man die fehlenden ergänzen.
  2. Man schaut, welche unerwünschten Krankheitserreger sich ausbreiten. Wenn das der Fall ist, kann man sie zurückdrängen.
  3. Man schaut, ob das Futter gut verwertet wird oder ob schlecht verdaute Verdauungsreste ausgeschieden werden.
  4. Man schaut, wie gut die Bauchspeicheldrüse arbeitet. 
  5. Man misst den pH-Wert und die Menge der Gallensäuren.
  6. Man misst die Aktivität des Zonulins und erfährt, ob sich die Darmzellverbände gelockert haben.
  7. Man kann weitere Entzündungswerte und Werte für das Immunsystem untersuchen.



Es gibt also verschiedene Arten der Darmsanierung:


  1. Bei akutem Durchfall können die Durchfallerreger untersucht und gezielt bekämpft werden.
  2. Es können Mittel eingesetzt werden, die den Durchfall stoppen und den Kot eindicken.
  3. Man kann ein Diätfutter oder Schonkost füttern.
  4. Man kann den Darm ungezielt mit verschiedenen Mitteln unterstützen.
  5. Man kann eine genaue Untersuchung der Darmflora durchführen und die Darmflora ganz gezielt aufbauen.


Ich kombiniere diese Punkte gerne.


Wenn man weiß, ob sich eine Fäulnisflora im Darm ausgebreitet hat, finde ich das sehr hilfreich.


Dann kann man gezielt mit Pro- und Präbiotika arbeiten.


Wenn man weiß, dass Gallensäuren die Schleimhäute reizen, kann man sie über die Fütterung abbinden.


Wenn man sieht, dass das Futter nicht ausreichend verdaut wird, kann man die Verdauung unterstützen.


Ich empfehle gerne Kombinationen von darmfreundlichen Zusätzen, die genau auf die jeweilige Darmflora abgestimmt sind. 



Magen-Darm kranke Hunde vertragen ohnehin viele Mittel nicht. 


Da ist es Zeitverschwendung, nach dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip zu arbeiten.

Das heißt, man probiert aus, ob ein eigentlich gutes Mittel vertragen wird. 


Und wenn es vertragen wird, gibt man es weiter, um zu sehen, ob es hilft.


Eine Darmsanierung kann locker 8 Wochen dauern. 


Es ist schade, wenn man nach 8 Wochen feststellt, dass man ein ungeeignetes Mittel gegeben hat und keine Besserung eingetreten ist.



Wichtig ist:


  • Darmpflegende Maßnahmen wie Ulmenrinde oder Leinsamenschleim reichen nicht aus, um eine Darmflora aufzubauen. Diese Mittel schützen die Schleimhaut. Das ist gut und wichtig für die Darmsanierung. So können sich die Schleimhautzellen erholen. Es reicht aber nicht aus, um das Mikrobiom zu verbessern. 
  • Entzündungshemmende Maßnahmen wie Hanföle, andere Pflanzenstoffe oder Medikamente helfen langfristig nur in Kombination mit einer darmaufbauenden Fütterung.
  • Eindickende Zusätze wie Kohle oder Heilerde helfen symptomatisch, damit der Kot eindickt und nicht zu schnell als Durchfall ausgeschieden wird.
  • Eine darmfreundliche Fütterung alleine reicht alleine auch nicht aus, wenn die Darmflora stark verschoben ist. Es müssen nicht nur die guten Darmbakterien gefüttert, sondern auch die unerwünschten Erreger verdrängt werden.
  • Eine darmaufbauende Fütterung reicht nicht aus, wenn die Schleimhautzellen durch andere Substanzen gereizt werden.


  • Bestimmte Kräuter können Bakterien verdrängen. Ohne eine Untersuchung der Darmflora kann man aber nicht wissen, ob der Ansatz der richtige ist. Auch der Erfolg kann nicht wirklich überprüft werden.
  • Viele Mittel gleichzeitig lassen keine Rückschlüsse darauf zu, welches Mittel geholfen hat oder welches zu einer Verschlechterung beigetragen hat.



Mache diese 3 Fehler nicht:


  • Füttere nicht die unerwünschten Bakterien mit Präbiotika.
  • Füttere nicht die Probiotika mit genau den Bakterien, die bereits in ausreichender Menge vorhanden sind.
  • Füttere einem verdauungsschwachen Hund keine undefinierten, schwer verdaulichen Nebenprodukte aus dem Futter.



Fazit


Eine Kotflora-Analyse macht genau dann Sinn, wenn Du mit Pro- oder Präbiotika arbeiten möchtest.

Wenn Du nur eine Kombination aus schleimhautschützenden und entzündungshemmenden Ergänzungsfuttermitteln einsetzen möchtest, geht das auch ohne Kotanalyse.


Sollte diese Kombi aber nicht ausreichend wirken oder der Durchfall später wieder auftreten, kannst Du immer noch eine Kotflora-Untersuchung durchführen lassen.



Darmflora beim Hund aufbauen. Wann brauche ich eine Analyse?
praxis@monikabethke.de 24. Mai 2024
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