Viele Hunde vertragen ihr Futter nicht mehr und man kommt dann schnell in einen Teufelskreis, in dem man immer mehr Futtermittel einfach weglässt. Leider verarmt dadurch die Darmflora weiter.
Ohne das Zuführen von guten Bakterien gibt es vielleicht keine Besserung.
Aber nicht alle Hunde vertragen die käuflich erwerbbaren Probiotika. Hat man erst einmal mit einem oder zwei Produkten schlechte Erfahrungen gemacht, wird man skeptisch.
Dann kann man durchaus auf natürliche Probiotika zurückgreifen. Was für uns Menschen gut ist, kann auch unseren Hunden helfen.
Ob man die natürlichen Probiotika dann wirklich selber macht, kannst Du Dir nach dem Lesen dieses Artikels überlegen.
Viel Spaß!
Warum selber machen?
- Alles was man selber machen kann, ist in der Regel günstiger als gekaufte Produkte.
- Alles, was man selber machen kann, ist frei von unerwünschten Zusätzen.
- Bei Allergikern kann man bei gekauften Produkten nie wissen, ob diese vertragen werden.
- Manche Hunde brauchen Probiotika über einen sehr langen Zeitraum.
- Selber machen macht Spaß!
Diese Probiotika kannst Du selber machen.
Apfelessig
Sauerkraut
Joghurt
Joghurt mit Laktobazillus reuteri
Dickmilch
Quark
Kefir
fermentierte Möhren
fermentiertes Obst
fermentierte Hagebutten
saure Gurken
saure Heringe
Dein Hund hat nie mehr einen Mangel an guten Bakterien.
Fermentierte Produkte sind reich an guten Bakterien. Hauptvertreter sind die guten Laktobazillen, also Milchsäurebakterien. Diese sind bekannt aus der Säuerung von Milch. Sie sind sogar in der Milch selbst enthalten. Nur durch die Verarbeitung der Milch gehen diese kaputt. Wird die Milch homogenisiert und pasteurisiert, gehen die guten Bakterien kaputt. Deshalb kann gekaufte Milch schlecht werden. Rohe, unbehandelte Milch wird nicht schlecht, sondern säuert an. Das bedeutet die Mich dickt ein und Molke trennt sich von der entstandenen dicken Milch. Neben der Heizung entsteht so einfach Dickmilch und auch Quark. Will man Joghurt oder Kefir herstellen braucht man dazu bestimmte Bakterien und auch Temperaturen.
Nicht nur die guten Bakterien können förderlich für deinen Hund sein. Auch die entstandenen Enzyme sind wertvoll für die Verdauung. Enzyme sind hitzeempfindlich und deshalb in gekauften Produkten zerstört.
So machst Du Milchprodukte.
Dickmilch ist am einfachsten zu machen. Für Dickmilch brauchst Du nur rohe, frische Milch. Sogenannte Vorzugsmilch. Und diese rohe Milch lässt Du in der Nähe der Heizung stehen. Bei genügend Wärme vermehren sich die guten Milchsäurebakterien von ganz alleine. Es dauert 24-36 Stunden, je nach Temperatur, bis Du frische Dickmilch hast.
Erhitze die Rohmilch nicht. Sonst funktioniert es nicht. Bei erhitzter oder gekaufter Milch brauchst Du Starterbakterien. Das bedeutet, Du nimmst etwas gekaufte Dickmilch als Starter für Deine eigene Dickmilch.
Bei Joghurt ist es so ähnlich. Du brauchst Starterkulturen aus einem fertigen Joghurt. Diese Bakterien lieben es wärmer, deshalb packe Deine erwärmte Milch mit den Starterkulturen in dicke, isolierende Handtücher oder benutze einen Joghurtbereiter, der die eingestellte Temperatur hält.
Für Joghurt solltest Du die Milch erhitzen, um Platz für die neuen Starterkulturen zu machen. Gibt die Starterkulturen erst dazu, wenn die Milch wieder auf Handtemperatur abgekühlt ist.
Bei Joghurt kannst Du auch einen ganz besonders Magen-Darm freundlichen Joghurt herstellen, nämlich einen mit der Starterkultur Laktobazillus reuteri. Dieser Joghurt braucht eine höhere Temperatur von 38 Grad und kann auch gerne länger fermentiert werden. Bei einer Fermentationsdauer von 36 Stunden mögen die Bakterien gerne noch etwas Futter in der Starterkultur, zum Beispiel Inulin.
Bei der Herstellung von Kefir brauchst Du als Starterkultur Kefirknöllchen. Die gibt es im Online-Handel zu kaufen. Kefir ist leichter verdaulich als Joghurt. Deshalb kann er zur Gewöhnung eingesetzt werden, wenn es Probleme bei der Verdauung von Joghurt gibt. Bei der Fermentation von Kefir entsteht eine geringe Menge Alkohol, die noch niemandem geschadet hat. Aber manche mögen aus diesem Grund Kefir nicht dauerhaft einsetzen.
Genauso einfach wie Dickmilch ist die Herstellung von Quark.
Dazu brauchst Du nämlich nur die Dickmilch abtropfen lassen. Lege ein Käsetuch aus Mull über ein Sieb. In dem Tuch befindet sich dann der Quark und in der Schale darunter die Molke. Wenn Du das Tuch nach 1 Stunde noch auspresst, wird der Quark fester. Die Molke enthält viel Enzyme und ist ein wertvolles Lebensmittel und auch eine gute Starterkultur, um Gemüse zu säuern oder Fleisch einzulegen.
So machst Du fermentiertes Gemüse.
Am bekanntesten ist fermentiertes Sauerkraut aus Weißkohl. Ich mag aber auch fermentierte Möhren, Rote Beete oder Gurken.
Das Gemüse wird kleingeraspelt und in Gefäß mit Wasser gegeben. Wichtig ist ein beschwerender Stein auf einem kleinen Teller, denn das Gemüse darf nicht an die Oberfläche mit Luft gelangen.
In das Wasser gibst Du 1,5 Esslöffel Salz pro Liter Wasser.
Das Gefäß darf nicht fest verschlossen werden, weil entstehende Gase entweichen müssen. Gut ist ein Mulltuch darüber, damit keine Fliegen in dem Ferment baden.
Das Gemüse beleibt 2-6 Wochen bei Raumtemperatur stehen. Danach kommt es in den Kühlschrank, um die Fermentation zu stoppen.
Oben auf dem Foto siehst Du, dass auch große Stücke Gemüse fermentiert werden können. Das geht erst mal schneller. Und die großen Stücke bleiben auch leichter unter Wasser. Allerdings hat man dann später die Arbeit, das Gemüse zu zerkleinern. Denn unsere Hunde kauen ja nicht und verwerten größere Stücke nicht. Man sieht das an den Hinterlassenschaften. Wenn große Stücke ausgeschieden werden, wurden diese nicht verdaut.
So machst Du andere Spezialitäten.
Für Apfelessig brauchst Du nur Äpfel, Wasser und 8 Wochen Zeit.
Für fermentierte Hagebutten brauchst Du Hagebutten, Apfelessig, Honig und Wasser.
Fermentierte Früchte wie Blaubeeren, Pflaumen, Kirschen, Äpfel oder Birnen brauchen eine Starterkultur und etwas Zucker oder Honig. Dafür sind Sie aber schon nach 1-2 Tagen fertig. Wenn die Früchte auf der Zunge prickeln, sind diese genau richtig. Kerne werden entfernt.
Ein Matjeshering ist ein fermentierter Hering. Er wird fangfrisch oder eben aufgetaut in Wasser eingesalzen. Vorher werden die Kiemen und die Innereien bis auf die Bauchspeicheldrüse entfernt. Dann wird der Fisch in Salzlake eingelegt und nach dem Reifen filetiert.
Für einen Sauerbraten wird das rohe Fleisch kühl in einer Marinade aus Wasser und Essig oder eben Molke mehrere Tage eingelegt. Dadurch bleibt Dein Fleisch lange haltbar und wird immer zarter.
Salzgurken werden wie Sauerkraut fermentiert. Essig oder Gewürzgurken sind nur durch den Essig haltbar gemacht und werden in der Regel erhitzt.
Du brauchst saubere Gläser, Essig oder Zitrone, Salz und Starterkulturen.
Wie Du am besten fermentierst, ist eine Übungssache.
Richte Dich auf jeden Fall auf Probleme ein.
Nicht jede Charge wird gelingen.
Manches wird auch ungenießbar sein.
Trotzdem macht Fermentieren Spaß.
Außerdem ist es eine gute Möglichkeit, Gemüse, Fleisch und Fisch zu konservieren.
Wichtig sind immer ganz frisch ausgekochte Gläser. Wir wollen ja nur unsere guten Bakterien vermehren und dazu sollten wir alle anderen gnadenlos vernichten.
Essig oder Zitronensaft sind gute Hilfsmittel, um den pH-Wert zu senken und die Lebensbedingungen für unsere Bakterien zu verbessern.
Echter Apfelessig enthält ja auch gute Bakterien, die wir als Starterkulturen verwenden können. Genauso wie frischer umpasteurisierter Sauerkrautsaft oder eben frische Molke.
Zucker oder Honig brauchen wir nur bei eher sauren Früchten. Den Zucker futtern die Bakterien und vermehren sich schneller.
An Salz empfehle ich kein Kochsalz. Durch Meer- oder Steinsalz werten wir unser Ferment mit weiteren Mineralien auf. Auch Hunde brauchen Salz. Die wenigsten Hunde bekommen heute noch Blut, welches Salz enthält. Deshalb braucht man nicht zögern, seinem Hund Salz in einer üblichen Menge zu geben.
Steigere die Menge für deinen Hund nur langsam.
Ein typischer Fehler in der Hundefütterung ist Ungeduld. Wenn man von etwas begeistert ist und es einem vielleicht selbst geholfen hat, möchte man seinem Hund gerne etwas abgeben.
Denke daran, dass Du nicht weißt, wie die Kotflora deines Hundes zusammengesetzt ist. Sollten die guten Bakterien im Mangel sein, kann es ein Durcheinander geben, wenn Du einfach welche zufütterst. Deshalb sei vorsichtig. Bei empfindlichen Hunden kann es durchaus hilfreich sein, nur mit ein paar Tropfen Molke oder Sauerkrautsaft zu beginnen. Ob diese vertragen werden, merkst Du nach 3 Tagen. Dann kannst du die Menge steigern. Ich rate immer zu gleichen Menge über 3 Tage und dann verdoppeln. Wieder über 3 Tage. Fermentiertes Gemüse kann bis zu 1% des Körpergewichtes in der Ration ausmachen.
Das ist bei einem 5 kg schweren Hund 50 g Sauerkraut.
Bei einem 10 kg schweren Hund 100 g Sauerkraut.
Und bei einem 30 kg schweren Hund 300 g Sauerkraut.
Richtig?
Bei Joghurt sagt man, die maximale Menge betrage 5 % der Tagesration.
Bekommt dein 5 kg Hund gerade einmal 100g täglich zu fressen, dürfen maximal 5 g Joghurt sein.
Bekommt dein 10 kg Hund täglich 200 g zu fressen, dürfen es also 10 g Milchprodukte sein.
Und bei einem 30 kg schweren Hund kann man 30 g Milchprodukte zufüttern.
Fazit
Apfelessig, Molke und Sauerkraut sind meine absoluten Favoriten. Die meisten Hunde können daran gewöhnt werden und ihre Verdauung freut sich darüber.
Bei manchen, empfindlichen Hunden muss man allerdings tröpfchenweise beginnen, damit es keinen Durchfall gibt. Trotzdem lohnt sich die Mühe, denn man kann die Menge in der Regel alle 3 Tage verdoppeln.
Sollte es Durchfall geben, bedeutet dass eben auch, dass die Darmflora keine guten Bakterien hereinlassen will. Man quasi davon ausgehen, dass schlechte Bakterien die Oberhand haben.
Wenn Du herausfinden möchtest, wie die Kotflora deines Hundes aussieht, kannst Du eine Kotflora-Analyse machen lassen.
Dazu berate ich Dich gerne.
Mit herzlichen Grüßen und alles Gute für Deinen Hund,
Deine Tierärztin Monika Bethke
Probiotika für den Hund selber machen